Bereits vor ein paar Wochen haben wir euch as Clue L in einem ersten Hands-on vorgestellt. Inzwischen sind einige Wochen vergangen und das Phicomm Smartphone hat mich als treuer Begleiter im Alltag unterstützt, genervt und auch überrascht. Warum? Nach dem Break gibts dazu die Hinweise.
Nerdbench bedankt sich bei Phicomm für die Bereitstellung des Clue L
Hier geht’s zum Hands-on des Phicomm Clue L
Das Display
Timm hatte es im Testbericht bereits angekündigt: Das Display des Clue L ist ein Reinfall. Die Farben verfälschen bereits beim Scrollen durch das Menü und auch ein Selfie wird zur Geduldsprobe. Wie genau halte ich das Smartphone, sodass ich auf dem Bild wirklich in meiner ganzen Pracht eingefangen werde? Schwierige Sache! Da hilft manchmal nur, ein Bild zu machen und auf die Farbwiedergabe auf dem Display zu ignorieren.




Sehen wir mal von dem Aspekt der (nicht vorhandenen) Blickwinkelstabilität ab, macht das Clue L sonst eigentlich alles richtig: Mit Schriftgröße auf „Klein“ macht auch Social Media und Instant Messaging Spaß, dank ausreichender Helligkeit lässt sich das Smartphone auch unter freiem – aber aktuell bewölkten – Himmel bedienen.
Die niedrige Auflösung des Display dürfte Einsteigern nichts ausmachen, bei Spielen fallen die Pixel natürlich trotzdem auf. Aber hier muss man ganz klar den Preis im Auge behalten.
Die Kamera
Die 5 Megapixel Kamera auf der Rückseite ist eine richtige Schnappschuss Kamera: die Bilder gelingen zwar, aber in ein Fotoalbum würde ich sie nicht kleben. Der Blitz kann bei Nacht noch ordentlich was aus der Situation herausholen und unterstützt somit den Sensor. Alle Beispielbilder gibt es hier.







Die Frontkamera kommt ohne Touch-to-Focus daher, knipst aber ansonsten Bilder, die in Ordnung gehen.


Die Performance
Im Auge behält man sich auch die Ladebalken: auch wenn selbst Spiele wie Minion Rush spielbar sind, auf Zack sind sie sicher nicht. Während Ladevorgängen erinnere ich mich an die Unreal Tournament 2004 Zeit zurück, während dessen Ladezeiten ich manch einen Kaffe geholt habe. Gut, ganz so schlimm ist es auch nicht. Ein Snapdragon 200 erreicht allerdings seien Grenzen und das bestätigen auch die Benchmarks: mit 18.000 Punkten liegt das Clue L weit hinter anderen Geräten der Einsteiger Klasse zurück.


Der Speicher
Mit 8 GB bewegt sich das Clue L gerade so an der Grenze, die ich akzeptiere, wenn es um den Speicherplatz geht. Normalerweise sollten 16 GB der Standard sein, das ist auf Grund der Abgaben für Hersteller in Deutschland allerdings nicht zu realisieren, ohne den Preis nach oben zuschieben. Wer viele Apps auf seinem Smartphone benötigt, sollte einen großen Bogen um Speicher-hungrige Spiele wie beispielsweise Simpsons Tapped Out machen. Gleichzeitig darf man wohl angesichts des Speichers dankbar sein, dass Phicomm auf Bloatware verzichtet: der User hat die Wahl, welche Apps er nachinstalliert und welche nicht.
Der Sound
Ich bin mir ziemlich sicher, dass auf der Nerdbench noch nie der Ton eines 150 Euro Smartphones gelobt wurde. Und genau das ist heute und hier der Fall, denn das Clue L liefert erstaunlich laute, klare und kräftige Speaker aus. Der – ziemlich laute – Start-Ton kommt ohne Verzerrungen daher. Dieser Eindruck setzt sich im weiteren Verlauf meiner Nutzung fort und somit gibts hier einen dicken Daumen hoch. Wie Timm im Audiobeispiel beweiset, verstehen mich Gesprächspartner ohne Probleme. Auch ich konnte jeden Anruf ohne ständiges Nachfragen verstehen.
Die Konnektivität
Über Bluetooth hält das Clue L die Verbindung zu Gadgets wie der Jawbone Big Jambox. Doch das Smartphone bringt nicht nur die Ohren der Nachbarn via Bluetooth zum glühen, sondern auch den Asphalt: mit dem Redaktion-eigenen BB-8 sause ich gerade so an Wänden vorbei. Das Clue L hat im Test mit allen Bluetooth Geräten funktioniert.
WLAN wird allein schon für die ersten Updates der vorinstallierten Apps benötigt. Diese lassen sich problemlos auf den neusten Stand bringen und auch weitere Anwendungen sind schnell heruntergeladen. WiFi Gadgets, wie die GoPro oder QX100 verbinden sich zügig mit dem Clue L und knipsen deutlich bessere Fotos als die interne Kamera.
Mit einem Snapdragon unter der Haube kann in Sachen GPS nicht schief gehen: die Navigation zur Uni ist kein Problem, die Positionsbestimmung beispielsweise für die Bahn-App auch nicht.
Das Betriebssystem
Auf dem Phicomm Clue L läuft das aktuelle Android 5.1 Betriebssystem. Erstaunlicherweise startet jenes ohne die gewohnte Einrichtung, die beispielsweise auch die Datenwiederherstellung vorschlägt. Auch ein Hardreset aus der Recovery heraus lies den Einrichtungsassistenten nicht erscheinen. Abwesend sind auch ziemlich viele Android Apps: nicht einmal Google Mail lässt sich auf dem Gerät finden. Das kann durchaus positiv angesehen werden, verwundert dennoch im ersten Moment.


Update: mit dem neuen Preis (89 Euro!) ist der nachfolgende Abschnitt nicht mehr zutreffend.
Die Konkurrenz
Das größte Problem des Clue L dürften seine namenhaften Konkurrenten sein, die ähnliche Preise, aber deutlich mehr Leistung an Bord haben. Als besonderes Beispiel würde ich hier das Motorola G 2014 sehen, das zwar nicht mit einer solch aktuellen Version von Android daher kommt, dafür aber in Sachen Display, Prozessor und von Zeit zu Zeit auch beim Preis eindeutig die Nase vorne hat. Phicomm braucht hier in meinen Augen ein markantes Kaufargument, warum man zum Clue L greifen und es der teils sogar billigeren Konkurrenz vorziehen soll. Ob die verschiedenen Rückseiten dafür ausreichen? In meinen Augen hätte man das Geld für jene lieber in das Display stecken und auf die kostenlos Dreingabe verzichten sollen.
Das Fazit
Würde ich einer guten Freundin raten, zum Clue L zu greifen? Nein. Mein Tipp wäre es, zum größeren Bruder, dem Energy L zu greifen und den Einsteiger links liegen zu lassen. Das Gesamtpaket könnte sogar stimmen, wäre da nicht das Display. Grundsätzlich spricht nichts gegen das Clue L und die auf dem Datenblatt gelieferten Specs, allerdings kommt es auch darauf an, wie sich jene in der Wirklichkeit beweisen können. Und hier muss man ganz klar sagen: Phicomm stellt sich mit dem Screen des Clue L unnötigerweise selbst ein Bein. Schade!
Kleine Anmerkung: das Review wurde mit einem Preis von 149 Euro im Hinterkopf geschrieben. Inzwischen ist das Gerät bei 89 Euro angekommen. Grundsätzlich darf man bei diesem Preis wahrscheinlich eigentlich nicht mehr über den Display Patzer sprechen.
Der Beitrag Phicomm Clue L im Test: Für den kleinen Geldbeutel (Update) erschien zuerst auf Nerdbench.