Ende Februar hatte Huawei die neuste Version seiner Smarwatch auf dem Mobile World Congress in Barcelona angekündigt. Die fitnessorientierte Uhr ist nun erschienen und wir haben sie uns zum Test ans Handgelenk geschnallt. Das Fazit: mittelmäßig.
Huawei Watch 2: Etwas weniger Design
Meistens sind Geräte in der zweiten Generation ausgereifter, durchdachter, besser verbaut und von Kinderkrankheiten befreit. Dass es zu dieser Regel aber auch Ausnahmen gibt, zeigt leider die Huawei Watch in ihrer neusten Version mit dem generischen Namen Huawei Watch 2.

Beim Design hat Huawei leider einen Rückschritt gegenüber dem Vorgänger gemacht (Bild: Jake Pietras)
Grundsätzlich macht das chinesische Unternehmen zwar nicht alles falsch, aber die erste Augenbraue geht schon hoch, wenn man das Design der Huawei Watch 2 mit dem der ersten vergleicht. Das Uhrgehäuse ist merklich größer geworden und besteht nun aus Kunststoff. Der fühlt sich zwar wertiger an, als man das auf den ersten Blick annehmen würde, ein Rückschritt zum Metallgehäuse der ersten Version ist es aber leider.
Lediglich die Unterseite mit dem Herzfrequenzmesser und die Einfassung des Uhrglases sind aus Keramik oder Metall. Für Frauenhände dürfte die Uhr übrigens etwas zu groß und vor allem zu dick sein. Gleichzeitig ist das 1,2 Zoll große AMOLED-Display im Gegensatz zur ersten Huawei Watch kleiner geworden, löst dafür aber sehr gut auf.
Verarbeitung, Akkus und Ausstattung
Wir haben die Smartwatch in der einfachsten Variante mit Silikonarmband getestet, das sich recht angenehm tragen lässt und auch gut verarbeitet ist. Mit Hinblick auf die angestrebte Käuferschicht Sportler macht auch die IP68-Zertifizierung der Uhr Sinn, die Schweiß von der intern verbauten Elektronik fern hält. Wer will, kann das Armband aber auch gegen andere Varianten mit 20 Millimeter Größe tauschen, die dann von der Optik her mehr hermachen.
Die Bänder gibt es übrigens in drei Farben, dazu kommen noch Varianten mit Lederarmband sowie LTE-Modul. Bei dieser Version ist an der Seite des Uhrgehäuses ein Slot für eine Nano-SIM verbaut. Durch die dauerhafte Funkverbindung erspart ihr euch, ein Smartphone beim Joggen mitzunehmen, um eure Laufstrecke zu tracken. Dafür dürfte aber die Batterielaufzeit sinken. Da wir aber nur die Nicht-SIM-Version testen konnten, können wir dazu aber leider keiner genaueren Angaben machen.
Bei der normalen Variante hält der Akku dagegen bei ständiger Smartphoneverbindung per Bluetooth rund zwei Tage. Abhängig davon wie viel Sport ihr mit der Huawei Watch 2 treibt natürlich. Um das zu tracken, misst die Uhr sämtliche Daten mit all den Sensoren, die mittlerweile in allen Fitnesstrackern und Smartwatches verbaut sind. Sie stellt die gelaufenen Kilometer und verbrannten Kalorien in einer Ansicht dar, die frappierend der Darstellung auf der Apple Watch mit den sich füllenden Kreisen ähnelt.
Android Wear 2.0 mit trägen Apps
Genau diese Ansicht könnt ihr auch als Zifferblatt darstellen lassen, darüber hinaus gibt es natürlich eine Vielzahl anderer Varianten zur Auswahl. Von schlicht, über verspielt bis edel dürfte da für jeden Geschmack etwas dabei sein und die Zifferblätter lassen sich auch ganz einfach mit einem Swipe nach links oder rechts wechseln.
Was hier softwaretechnisch noch ganz gut funktioniert, zeigt bei anderen Anwendungen manchmal seine Schwächen. Ob es an Android Wear 2.0 oder Huaweis Version davon liegt, lässt sich schwer sagen. Einige Apps bedienen sich manchmal aber etwas träge, was vielleicht durch eine zukünftiges Update des Betriebssystems beziehungsweise der Apps gefixt werden könnte.
Die Huawei Watch 2 ist eine der ersten Smartwatches mit Android Wear 2.0 und bringt somit auch den Google Assistant mit. Googles Künstliche Intelligenz erlaubt es euch, unterstützte Smarthome-Devices oder Musik zu steuern, Anrufe zu tätigen, Routen anzeigen zu lassen oder schlicht und einfach bei Google zu suchen. Da das Feature in die Cloud ausgelagert ist, funktioniert es im Grunde wie auf Smartphones mit Android 7.0 oder Googles Klon von Amazon Echo, Google Home.
Bedienung mit Tücken
Ein nettes Feature der Huawei Watch 2: der untere Button kann mit einer App nach Wahl belegt werden und startet dann beispielsweise Google Maps, das sich trotz des kleinen Displays recht gut nutzen lässt. Bei meiner Orientierungslosigkeit konnte das Smartphone dann in der Hosentasche bleiben, während ich mich mit Blick auf die Uhr durch den Großstadtdschungel navigierte.
Eventuell liegt es nur an mir, aber ein Manko ist mir bei dem Button aufgefallen. Durch die Positionierung ist es mir mehrfach passiert, dass ich den unteren Button versehentlich gedrückt und die App gestartet habe. Das passierte häufig beim Tragen an der Tastatur, aber auch sonst mal gerne, wenn mein Handgelenk angewinkelt war. Ich verbuche das aber einfach mal als Anwenderfehler.
Was dagegen ein hausgemachtes Problem ist, ist die Bedienung Der Smartwatch insgesamt. Statt auf das bewährte Konzept der Apple Watch zu setzen und die Uhrkrone ergänzend zur Navigation zu nutzen, muss ich auf dem Display rumfingernd durch die Menüs swipen. Als Android-Nutzer neigt man meist automatisch dazu den den zweiten Button für „zurück“ zu nutzen und startet damit die vorgeingestellte App. Der obere aktiviert übrigens das Display beziehungsweise das App-Menü.
Suboptimal: Die Ladestation
Eventuell gewöhnt man sich nach einiger Zeit daran nach links zu swipen, um im Menü zurück zu springen. Mir ist es aber nach drei Wochen immer noch passiert, dass ich auf den Button drücken will, was die Navigation als nur mittelmäßig intuitiv entpuppt. Davon ab ist das Display leider ständig von Fingerabdrücken verschmiert.
Was man als gnadenlosen Konstruktionsfehler bezeichnen könnte, ist übrigens die Ladestation. Die hält die Huawei Watch 2 zwar dank Magneten gut fest. Man fragt sich jedoch, wie man die Smartwatch laden soll, wenn die Ladestation wie vorgesehen auf dem Tisch liegt. Die Armbänder sind aufgrund der Halterungen so starr verbaut, dass es unmöglich ist, die Uhr zu laden und sie dabei im Auge zu behalten oder gut aussehen zu lassen. Ein Plastikhalterung wäre da so einfach gewesen. So wie die Uhr aber ausgeliefert wird, sieht es immer irgendwie billig aus, wenn die Uhr seitlich oder mit dem Glas nach unten auf dem Tisch liegend lädt. Dafür ist sie aber in zwei Stunden voll, was kein Spitzenwert ist, aber durchaus OK.
Der Beitrag Huawei Watch 2 im Test: Eine Stunde vor, zwei zurück erschien zuerst auf Nerdbench.