Als einer der führenden globalen Anbieter von Dienstleistungen in den Bereichen Talent, Health, Retirement und Investments unterstützt Mercer Firmen u. a. bei der Gestaltung und dem Management der beruflichen Altersvorsorge, der Krankentaggeld- und Unfallversicherung. Im Oktober 2015 untersuchte das Unternehmen Verhalten und Gemütszustand von Führungskräften unter der Trendstudie „Stressfaktor Smartphone 2015“ – mit deutlich beunruhigenden Ergebnissen.
Längst ist das Smartphone zum wichtigen Bestandteil der Berufswelt avanciert, auf das Arbeitnehmer – und besonders Führungskräfte – nicht verzichten möchten. „Durch den Zugewinn von Flexibilität und Mobilität kann das Smartphone eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen“, bestätigt Prof. Volker Nürnberg, Leiter des Health Management bei Mercer. Dabei gibt er zu bedenken, dass sowohl von Unternehmen als auch von deren Mitarbeitern zu berücksichtigen sei, dieser Flexibilität nicht ständige Erreichbarkeit und damit dauerhaften Stress folgen zu lassen. Verbindliche Regelungen wie zum Beispiel eine Abschaltung der Geräte am Abend sowie Richtlinien zur Erreichbarkeit via E-Mail seien sinnvoll und hilfreich, so Prof. Nürnberg. Dass solche Übereinkünfte zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber lange überfällig sind, zeigt die Befragung von über 150 Führungskräften in Deutschland, die Mercer in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München und der Fachhochschule Rosenheim 2015 unternahm.
Wenn Chef und Kollegen im Feierabend klingeln
Das Ergebnis der Auswertung ist wenig überraschend, allerdings nicht minder bedenklich: 90 Prozent der Führungskräfte in Deutschland sind auch im Urlaub geschäftlich erreichbar und nur ein Prozent steht nach Feierabend für berufliche Anrufe und Mails nicht zur Verfügung. Laut Studie sind 88 Prozent der Befragten durch die ständige Erreichbarkeit über ihre Smartphones höherem Stress ausgesetzt; 33 Prozent spüren diese Mehrbelastung häufig oder jederzeit. Damit bewegt sich das Stressempfinden 2015 auf ähnlich hohem Niveau wie 2012, als die Studie zum ersten Mal durchgeführt wurde. Das Nutzungsverhalten der Studienteilnehmer hat sich in den dazwischenliegenden drei Jahren jedoch deutlich verändert. 2015 etwa verwenden 81 Prozent der Führungskräfte ein und dasselbe Smartphone für berufliche und private Zwecke (2012: 70 Prozent). In der Konsequenz sind 2015 insgesamt 99 Prozent der Befragten nach Feierabend für Kollegen oder Geschäftspartner zu erreichen bzw. lesen arbeitsrelevante E-Mails.
Nicht eingehaltene Ruhezeit hat auch rechtliche Konsequenzen
Diese Vermischung von Arbeits- und Privatleben führt bei etwa der Hälfte der Studienteilnehmer zu einer verkürzten Regenerationszeit und damit zu unerwünschten Begleiterscheinungen. „Neben dem erhöhten Stresslevel infolge permanenter Erreichbarkeit sprechen wir hier auch über rechtliche Fragestellungen“, erklärt Prof. Nürnberg. „Wird die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit vom Arbeitnehmer wegen der Bearbeitung von E-Mails nicht eingehalten, kann der Arbeitgeber zur Verantwortung gezogen werden. Im Extremfall zum Beispiel auch dann, wenn der Arbeitnehmer morgens auf dem Weg zur Arbeit einen Verkehrsunfall verursacht und sich dies unter anderem auf eine Nichteinhaltung der Ruhezeit zurückführen lässt.“
Einfach ausschalten, um abzuschalten
Es liege demnach im Interesse der Unternehmen, ihre Mitarbeiter aufzuklären und im gesundheitsgerechten Umgang mit Smartphones zu schulen. Dies könne über entsprechende Workshops und Seminare im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, insbesondere aber über die Unternehmens- und Führungskultur erreicht werden. „Wenn mein Chef von mir erwartet, seine E-Mails auch im Urlaub zu beantworten, nützt mir auch das beste Stressmanagement nichts“, bringt Prof. Nürnberg die Problematik auf den Punkt. Zeit also, die Sache anzugehen – von beiden Seiten. Und nicht nur von oben. Auch der einfache Angestellte oder die Privatperson darf das Smartphone hin und wieder ausschalten, wenn er und sie Ruhe oder ein gutes Gespräch mit dem Gegenüber sucht.
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Beitragsbilder: Mercer-Pressemitteilung
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